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Sergej Eisenstein: METHODE
Nach dem Originalmanuskript in Russisch, Deutsch, Englisch, Französisch etc. - transkribiert, herausgegeben und kommentiert von Oksana Bulgakowa
4 Bände, ca. 1600 S., zahlreiche Abb. | ISBN 978-3-9804989-4-4 | PotemkinPress Berlin & San Francisco 2008 - erscheint im Mai 2010
In seinem theoretischen Lebenswerk Methode (1932-1948) suchte Eisenstein nach Verbindungen zwischen archaischen Denkstrukturen und Kunstverfahren. Ausgehend von der Vermutung eines Grundkonflikts zwischen verschiedenen Schichten des Bewusstseins, dessen Abdruck in der Kunstform festgehalten wird, bietet Eisenstein ein Analysemodell an, mit dessen Hilfe er heterogene Phänomene beschreiben, strukturieren und untersuchen kann: Höhlenmalerei, Kubismus und japanische Stiche aus dem 17. Jahrhundert, Hollywoodfilme und Zirkus, Ornament und musikalischer Kontrapunkt, verschiedene Schauspieltechniken und das Sujet in der Literatur, Shakespeare, Dostojewski, Dumas d. Ä., Tolstoi, Disney und Griffith, Rubljow, Joyce und die Elisabethaner. Fragmentierung, Montage, Visualisierung und rhythmische Wiederkehr postuliert Eisenstein als Basisprinzipien der Kunst und als eine neue Form des Schreibens – in Analogie zu Film- und Denkstrukturen. Dabei kollidierte der modernistische Charakter des Buches – eines unvollendeten Fragments - mit Eisensteins Totalitätsanspruch, mit seinem Opus eine universelle Theorie anzubieten.
Das umfangreiche Manuskript, dessen komplette Fassung hiermit zum ersten Mal nahezu vollständig veröffentlicht wird, gleicht einer fragmentarischen Enzyklopädie, deren Sinn sich aus der Montage von Texten, Zitaten, Tagebuchnotizen, Erinnerungen, fremden Briefen, Zeichnungen, Zeitungsausschnitten und sogar Wäscherechnungen ergibt. Der Autor bewegt sich zwischen verschiedenen Disziplinen (Psychologie, Psychoanalyse, Anthropologie, Sprachwissenschaft, Ästhetik sowie Kunst-, Literatur-, Musik-, Theater- und Filmwissenschaft) und Sprachen (russisch, deutsch, englisch, französisch, italienisch). Eisenstein sucht nach Formen eines Hypertextes, der in seinen Augen den assoziativen, simultanen, kugelförmigen, labyrinthartigen Denkstrukturen nähersteht als in traditionellen Druckerzeugnissen darstellbar. Bis dato fanden solche Strukturen nur in modernistischen Kunstexperimenten und nicht in theoretischen Schriften ihren Niederschlag.
Das Buch METHODE entsteht als Gesamtkunstwerk, gebaut nach den Prinzipien eines Kunstwerkes. Es ist das Produkt einer Visualisierung und Kinematographisierung der Denkart Eisensteins: ein weiterer experimenteller, ekstatischer und dialektischer Film.
Oksana Bulgakowa